Energiesparlampen: Grenzwerte für Quecksilber senken!

12. November 2009

Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen haben ein Problem, zumal neun von zehn falsch entsorgt werden: giftiges Quecksilber. Soll die EU die Grenzwerte senken?

fragt Bernward Janzing heute in der taz. Ein guter Artikel! Darüber wird zur Zeit auf EU-Ebene verhandelt, der DNR hatte vor kurzem dazu eine Pressemitteilung verschickt. Klar ist aber auch, dass Energiesparlampen insgesamt die Umwelt von Quecksilber entlasten können, weil weniger Strom aus Kohle produziert werden muss.


Amalgamstreit reloaded

18. September 2008

Über Amalgam als Zahnfüllung wird seit fast 200 Jahren leidenschaftlichen gestritten. „Am 4. April schien es für kurze Zeit so, als könnte ein Schlussstrich gezogen werden im Streit um die Gefahr von Amalgam“, schreibt der Stern in einem kürzlich veröffentlichten Artikel über den heißen Tanz um den hohlen Zahn. An diesem Tag wurde eine Großstudie veröffentlicht, die die Unbedenklichkeit von Quecksilber im Mund ein für alle Mal beweisen sollte. Dies wäre zumindest ein Beleg dafür, dass gesunder Menschenverstand und Wissenschaft nicht unbedingt zusammenpassen. Denn erstens sind Quecksilberdämpfe unbestritten hochgiftig und zweitens treten aus Amalgamfüllungen permanent Quecksilberdämpfe aus. Eins und zwei zusammengezählt wundert sich nicht nur Lieschen Müller, dass ausgerechnet die Dämpfe in ihrem Mund ungefährlich, bzw. unterhalb der Wirkungsgrenze sein sollen.

Nun gut, die jüngste Amalgamstudie und der Stern Artikel ziehen zwar genau diese Schlussfolgerung, aber der Artikel bietet auch einen guten Überblick über die Streitpunkte und Argumente beider seiten. Nicht beachtet wird in der Diskussion leider, dass Quecksilber in der Umwelt schädlich ist. Spätestens im Krematorien und erst recht auf dem Friedhof vergiften etliche Kilogramm Quecksilber die Böden und Gewässer. Einige skandinavische Länder haben mit dieser Begründung die Verwendung von Amalgam eingeschränkt.

Einer der größten Amalgamkritiker der Wissenschaft ist Joachim Mutter von der Uni Freiburg. Der Journalist Thorsten Engelbrecht hat ein langes Interviews mit ihm geführt, das in zwei Teilen veröffentlicht ist:
EU-Kommission erklärt Amalgam für gesundheitlich unbedenklich
, Teil 1 (PDF)
EU-Kommission erklärt Amalgam für gesundheitlich unbedenklich, Teil 2 (PDF)

Wer es kürzer mag, findet hier noch ein älteres Interview: Halbwertzeit von 18 Jahren (PDF)


Ideen für den Mülleimer (2): Wegwerfhandy

15. Juli 2008

Es gibt Doofe, Faule und Böse.“ schreibt Burkhard Strassmann in der ZEIT. „Darum, sagt sich der für seine Einwegfeuerzeuge bekannte Wegwerfspezialist BIC, gibt es auch einen Markt für Wegwerfhandys.“

Über dieses „praktische“ Gerät habe ich vor einiger Zeit schon mal berichtet. Jetzt hat BIC das Ding in Frankreich wirklich auf den Markt gebracht. Wie ich schon sagte: manche Ideen sind einfach für den Mülleimer. Leider landen sie dort nicht als Entwurf, sondern als fertiges Produkt. Herr Strassmann wird noch deutlicher: „Wenn das Bicphone in Frankreich ein Erfolg wird, soll sich die Pest über ganz Europa verbreiten. Ende 2008 wissen wir also Genaueres zur Frage, wie verbreitet sie hierzulande sind: die Doofen, die Faulen und die Bösen.“


Lieber spät als nie

23. Juni 2008

Es war im September letzten Jahres, als das Blacksmith Institute und Green Cross Schweiz eine Liste der zehn schmutzigsten Orte der Welt veröffentlicht hat. Darunter befinden sich einige Orte in denen Chlorfabriken reichlich Quecksilber abgeben, deswegen habe ich ausführlich berichtet. GMX und WEB.de (was ja bekanntlich fast das selbe ist) haben die Liste jetzt noch mal mit einigen Grusel-Bildern versehen und neben skurrilen Geschichten über Baummänner und siamesische Zwillinge auf die Startseite gestellt. Ich finde es nach wie vor lesenswert.


Kommt jetzt der Lampenkontrolleur?

19. Juni 2008

Glühbirnen sind gut geeignet um ein Zimmer zu heizen, aber kaum um Licht zu spenden. Deswegen ist ihr Verkauf in vielen Ländern schon verboten. Nun ist es auch bei uns so weit, zumindest wenn man der Rheinischen Post glauben darf. Die schreibt: „EU will Glühbirnen 2009 verbieten„. BILD und Spiegel Online ziehen nicht minder resolut nach. Muss man sich bald vor unangemeldeten Lampenkontrollen fürchten? Unsinn. Zunächst einmal ist nicht jeder Vorschlag von der EU-Kommission schon beschlossene Sache. Im Gegenteil, der Verfahrensweg ist lang. Bis die Umweltminister der Länder und das Europaparlament sich geeinigt haben, vergehen meist Monate. Der Kommissionsvorschlag sieht zudem lange Übergangszeiten vor. Möglicherweise wird im nächsten Jahr der Verkauf der verschwenderischsten Lampen verboten, bis schließlich 2015 stufenweise alle ineffizienten Produkte vom Markt genommen werden.

Und wer soll das bezahlen? Die Stromkonzerne, denn die werden weniger verdienen. Alle Stromkunden können sich über die Zwangsbeglückung freuen:

Die Kommission geht von Einsparungen für die Verbraucher in Europa von 5 bis 8 Milliarden Euro aus. Wenn alle Haushalte auf Energiesparlampen umstellten, spart dies allein in Deutschland 7,5 Milliarden Kilowattstunden Strom – das entspricht 4,5 Millionen Tonnen weniger an klimaschädlichem Kohlendioxid.

Der Vorschlag ist sicher sinnvoll, aber nicht ohne Einschränkungen. Zum einen existieren noch immer hohe Zölle auf Energiesparlampen aus China. Es ist absurd, die effizientesten Lampen zu besteuern und und gleichzeitig Energiefresser zu bekämpfen. Zölle weg, dann kann auch das Verbot kommen!

Der zweite Kritikpunkt ist grundsätzlicher: Energiesparlampen enthalten giftiges Quecksilber und dürfen nicht in den Hausmüll geworfen werden – 90 Prozent landen trotzdem dort. Nicht einmal ausgewiesene „Mülltrenner und -sammler“ wie die Deutschen geben ihre Energiesparlampen zum Recycling. Zwar sind die sparsamen Lämpchen insgesamt ökologisch vorteilhaft. Aber der Klimaschutz sollte nicht gegen andere Umweltprobleme aufgewogen werden und das Lampenrecycling muss europaweit energisch vorangetrieben werden.

Die EU-Kommission ist übrigens grade auch dabei die Elektroschrott-Richtlinie zu überarbeiten. Es gab 113 Stellungnahmen, darunter auch von meinem Verband, dem Europäischen Umweltbüro.

Bild: CC matzzz300 / flickr.com


Goldmuseum

2. Juni 2008

In Thüringen gibt es das einzige Goldmuseum in Deutschland. Der Eintritt kostet 2 Euro oder 0,2 Gramm Gold. Die Chancen Gold zu finden sind wohl gar nicht schlecht, im Thüringisch-Fränkischen Gebirge, Lausitzer Bergland, Vogtland und Mittelsachsen gibt es wohl über 500 Bäche, die Gold führen – und jedes Jahr werden neue entdeckt. Wen der Goldrausch packt kann sich im Museum Spezialausrüstungen für Goldgräber leihen oder kaufen: Schaufeln, Waschpfannen, Siebe und Fachliteratur. Das Museum wird als Museum der Woche im Deutschlandradio Kultur vorgestellt. Auf den großen Reichtum darf man wohl nicht hoffen:

Der Traum von den großen Nuggets von hundert Gramm und mehr erfüllte sich schon zu mittelalterlichen Zeiten äußerst selten. Goldgewinnung hat sich über die Jahrhunderte im Prinzip kaum geändert. Bergleute haben das goldhaltige Gestein heraus geschlagen, in sogenannten Pochwerken zerkleinert und dann entweder nur mit Wasser durchgewaschen, so wie das die Goldwäscher auch machen, oder auch teilweise mit Quecksilber vermischt. Das Quecksilber nimmt dann das Gold auf, dabei entsteht Amalgam, das Amalgam wird erhitzt, Quecksilber verdampft und übrig bleibt das Gold.

Ich hoffe mal, dass heute kein Quecksilber mehr eingesetzt wird, das ist in Europa streng verboten. Ansonsten wünsche ich allen Goldsuchern: Glück auf! Aurora! Gut Gold!


Stromlücke zwischen den Ohren

24. April 2008

Wird Wolfgang Clement aus der SPD geschmissen? Zunächst ist er mit einer Rüge davon gekommen, doch vielen Ortsverbänden reicht dies nicht, berichtet SpOn. Vor der Landtagswahl in Hessen hat der ehemalige Ministerpräsident von NRW und ehemalige Bundeswirtschaftsminister vor der Wahl seiner Partei gewarnt, weil sich die Hessen-SPD gegen Atom- und Kohlekraftwerke engagiert. Es ist kein Zufall, dass Clement sich um diese Kraftwerke sorgt macht, schließlich wird er jetzt vom Energieriesen RWE bezahlt. Oder war er schon immer ein Lobbyist, der sich als Politiker verkleidet hat? Seiner eigenen Aussage zufolge schon:

Ich vertrete die Interessen der deutschen Industrie und der deutschen Energiewirtschaft. Das tue ich übrigens schon seit 40, 45 Jahren.

War der Amtseid dann gelogen? Immerhin hat Clement als Bundesminister auf die Verfassung geschworen, dass er seine „Kraft zum Wohle des deutschen Volkes“ einsetzen werde – nicht zum Wohle der Energiewirtschaft. Das mag im Einzelfall zusammen passen, aber häufig eben auch nicht. Jetzt ist der Ruf ohnehin ruiniert, er hält Vorträge zum Thema „Atomkraft? Ja bitte!“ und erzählt von der „Stromlücke“, mit der der Bau zahlreicher neuer Kohlekraftwerke gerechtfertigt werden soll.

Zur Ehrenrettung der SPD muss ich aber sagen, dass nicht nur die Genossen in Hessen gute Vorsätze für die Energiewende haben. Eine ganze Reihe von Bundestagsabgeordneten der SPD, Wissenschaftler und einige Chefs von Umweltverbänden haben den Aufruf Handlungslücke statt Stromlücke unterzeichnet. Sie fordern eine „grundlegende Neuorientierung in Wirtschaft und Gesellschaft“, die Wirtschafts-, Energie- und Umweltpolitik miteinander verbindet. Konkret solle bis 2020 der Stromverbrauch um 11% sinken sowie der Anteil von Kraft-Wärme-Kopplung auf 25% (jetzt 11,5%), der der erneuerbaren Energien auf 30% (jetzt 18%) der Stromproduktion steigen.

Fazit: Für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Stromnutzung und Stromversorgung in Deutschland fehlen nicht die technischen Möglichkeiten. Sie sind seit vielen Jahren bekannt. Was fehlt, sind der Mut und die Bereitschaft, sie auch im Interesse von Wirtschaft, Beschäftigung und Klimaschutz zu nutzen.

Die Zitate von Clement stammen aus Spiegel TV, gerne zeige ich das Video auch ganz:


Goldrausch

20. März 2008

no dirty goldÜber Umweltschäden bei der Goldgewinnung habe ich schon mehrfach berichtet. Jetzt wankt die Weltwirtschaft, der Goldpreis steigt und alle Medien sind im Goldrausch. Der Spiegel hat das Edelmetall sogar zum Titelthema erhoben. Hier einige interessante Artikel der letzten Zeit:


Grüne CeBIT

6. März 2008

Umweltschutz ist angesagt, daher haben die Organisatoren der größten Computermesse der Welt dieses Jahr greenIT zu einem Schwerpunkt der CeBIT gemacht, es geht hauptsächlich um Energieeffizienz und Stromsparen. Das ist schön und lohnt sich natürlich auch finanziell. Am besten achtet man gleich bei der Anschaffung auf den Strombedarf der Geräte. Kritisch sind große Grafikkarten, Röhren-Monitore und schlechte Netzteile. Im Fachhandel bekommt man meist bessere Auskünfte (und häufig auch bessere Preise) als bei den Elektronik-Handelsketten.
Mein Tipp für jeden (Windows-) Computer: „Start“ klicken, dann „Systemsteuerung“ und dann „Energieoptionen“ (ggf. vorher Kategorie „Leistung und Wartung“). Hier unter „Monitor ausschalten“ eine möglichst kurze Zeit (z.B. 5 oder 10 min) auswählen. Der Monitor braucht in der Regel nur wenige Sekunden um wieder anzuspringen, ist aber einer der gierigsten Energieverbraucher.

Anders als beim Stromsparen sind umweltfreundliche Materialien und Recycling nicht unbedingt ein Gewinn für alle Seiten. Hier passiert zwar auch einiges, aber aufs Tempo drücken meist nicht die Hersteller selber, sondern Gesetze oder Umweltorganisationen. Greenpeace ist mit einem Stand und einem Blog vertreten und gibt ein gemischtes Urteil ab: Die greenIT-Welt ist zwar „wunderbar“, aber „erstens sehr klein und zweitens existiert sie bisher fast nur in der Gedankenwelt.“


BILD über Kohle: „Brauchen wir die wirklich?“

4. März 2008

Die Bild beschäftigt sich heute mit dem geplanten Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg. Der „Klimakiller“ sei „das heißeste politische Eisen der letzten Monate“ gewesen, so Bild. Eine „noch viel größere Öko-Belastung“ wären aber die vier geplanten Kraftwerke in Stade bei Hamburg. Dazu ein kurzes Interview:

Vier neue Kraftwerke auf so engem Raum – braucht der Norden die wirklich?
Prof. Claudia Kemfert (39), Leiterin der Energie-Abteilung im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin: „Für die alte Atomenergie und viele Werke, die bis 2020 vom Netz gehen, brauchen wir neue Kapazitäten. Schaffen wir die nicht, wird der Strom für Hamburg knapp. Fraglich ist, ob wir wirklich solche großen Kohle-Kraftwerke brauchen. Die Bevölkerung will sie jedenfalls nicht.“

Was wäre eine Alternative? Prof. Kemfert: „Erneuerbare Energien, gerade hier im Norden. Notwendig wäre dann allerdings ein Ausbau der Stromnetze.“

Derweil haben die Kraftwerke in Karlsruhe (von EnBW) und Hamm/Westfalen (von RWE) Baugenehmigungen erhalten. In Mainz, wo das Genehmigungsverfahren sich hinzieht, haben mittlerweile auch bisher unkritische SPD-Mitglieder Bedenken gegen den Neubau.