Glänzende Geschäfte

26. November 2008

Teil 3 der Quecksilber-Publikation. Wie immer: haben wollen = Kommentar hinterlassen.

Glänzende Geschäfte
Der Goldabbau in Guyana hat verheerende Folgen für die indigene Bevölkerung

Das FoodFirst Informations- und Aktionsnetzwerk (FIAN) setzt sich in erster Linie für das Menschenrecht auf Nahrung und Wasser ein. Der Goldabbau ist in vielen Ländern eine maßgebliche Ursache für verschmutzte Gewässer und Böden. 2004 hat sich FIAN der internationalen Kampagne „No Dirty Gold“ angeschlossen. Für eine sozial- und umweltverträgliche Gewinnung von Gold setzt sich VERENA ALBERT von FIAN-DEUTSCHLAND ein.

Artikel als PDF lesen: Verena Albert: Goldabbau in Guyana


Goldwäsche mit Euro-Quecksilber

2. April 2008

Der Madre de Dios ist ein großer Fluss in Peru, nach dem sogar eine Region benannt ist. Er fließt in den Río Beni und dieser in den Rio Madeira, einem der wichtigsten Zuläufe des Amazonas. Der Amazonas bringt gigantische Mengen Wasser in den Atlantischen Ozean, mehr als jeder andere Fluss auf der Welt. Doch das Wasser des Amazonas ist vergiftet. In seinen Zuläufen wird mit archaischen Methoden Gold gewonnen. Schatzsucher leiten jedes Jahr hunderte Tonnen Quecksilber in den Amazonas, um mit dem flüssigen Metall Gold zu binden. Vom Madre de Dios, über den Beni, den Madeira und den Amazonas landet es im Ozean. Es wird von Mikrobakterien in organisches, sogenanntes Methylquecksilber umgewandelt. Über die Nahrungskette reichert es sich im Fisch an und landet am Ende auch in Europa auf dem Teller.

Die katastrophalen Auswirkung der handwerklichen Goldgewinnung mit Quecksilber sind seit langem bekannt. Aus Europa ist der Verkauf von Quecksilber eigentlich nur noch erlaubt, wenn es für einen „legitimen Zweck“ verwendet wird. Ein befreundeter Wissenschaftler hat mir ein Foto aus einem Laden für Goldwäscher am Madre de Dios in Peru geschickt, das belegt, dass weiterhin Gold aus Europa für die Goldwäsche eingesetzt wird.

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In Almaden in Spanien befinden sich die wichtigsten Quecksilberminen der Welt. Diese sind mittlerweile stillgelegt, aber das leitende Unternehmen Mayasa (Minas de Almadén Y Arrayanes) verkauft aber weiterhin überschüssiges Quecksilber aus Chlorwerken in ganz Europa auf den Weltmarkt – für einen „legitimen Zweck“. „Mercurio Metalico 99,99%“ heißt, dass es hochreines Quecksilber ist und „Espana“ ist Spanien. Wenn die Goldwäscher nicht fürchterlich schlechte Zähne haben und mit dem Zeug die Löcher stopfen wollen (was schlimm genug wäre), landet das spanische Quecksilber demnächst im Madre de Dios.


Goldgrube

7. Januar 2008

Auf der Suche nach Neuigkeiten über Quecksilber in Blogs und Medien stoße ich immer wieder auf die gleichen Berichte. Am häufigsten geht es ums Wetter, wenn „das Quecksilber“ fällt oder steigt, öfters um Zahnarztbesuche oder Energiesparlampen. Das meiste davon ist nicht weiter erwähnenswert. Spannend sind dagegen manchmal private Reiseberichte, wenn jemand im Urlaub eine Goldmine besucht hat. Gold verbindet sich sehr leicht mit Quecksilber und lässt sich einfach wieder lösen, indem man es erhitzt. Das Quecksilber verdampft und zurück bleibt das reine Edelmetall. Christina & Oliver haben dieses Verfahren in Peru kennen gelernt:

Hier wird noch wie bei uns im Mittelalter der Stein im Stollen gehauen, getragen, gemahlen und am Schluss das Gold mit Quecksilber gebunden. Fast wie vor 2000 Jahren.

Manuela & Sid haben die Folgen in Venezuela gesehen:

Die Goldmine war ein erbärmlichen Anblick nicht vergessen zu erwähnen von den gesundheitlichen Gefahren diese armen Männer erdulden müssen, dieser Bereich ist von Quecksilber kontaminiert.

In Ecuador sieht es auch nicht besser aus, weswegen Michi & Stefan meinen: „Fuer mich gibt es nur noch Recyclegold…“. Die Neue Osnabrücker Zeitung hat an Silvester ein Interview mit dem Schamanen eines Amazonas-Volkes gedruckt. Die Sprache hört sich klischeehaft wie aus einem Karl May-Roman an, aber die Inhalte sind sehr interessant. Die Yanomami haben Umweltprobleme durch „den weißen Mann“. Goldgräber haben die Flüsse mit Quecksilber vergiftet. Kathrin berichtet über eine „Todesmine“ in Peru, wo Quecksilber gewonnen wurde:

Sie wurde von den Spaniern bereits 1563 gebaut, da man in den Bergen hier Quecksilber entdeckt hatte, was fuer die Gold- und Silbergewinnung in andern Teilen Perus sehr wichtig war. Leider ist Quecksilber hochgiftig, und die Minenarbeiter starben weg wie die Fliegen- im Jahr 1764 waren es ueber 200 in einem Jahr, eine der hoechsten Todesraten in suedamerikanischen Minen. Die Spanier zwangen die einheimische, indianische Bevoelkerung in die Minen, mussten aber irgendwann kapitulieren, als kaum mehr Maenner verfuegbar waren.

Im Wilden Westen und in Australien wurden schon früher Anlagen verwendet, die zumindest einen Teil des giftigen Quecksilbers zurück hielten, anstatt alles in die Umwelt entweichen zu lassen. Und am Rhein wird Gold heute ganz ohne Chemikalien rein mechanisch gewonnen.


Goldsuche in Ecuador

19. November 2007

Wer eine Reise macht, der kann was erleben. „Michi & Stefan“ reisen ein Jahr lang durch Ecuador und haben erlebt, wie dort Gold gewonnen wird:

Der Blick ueber das Tal und die umliegenden Berge war wunderschoen. Umso staerker der Kontrast zu den kargen Holzhuetten, die sich windschief an den Hang pressen und deren Aufgabe es zu sein scheint vom Muell und Dreck in den Strasse und im Flusslauf abzulenken. Dabei kann man gar nicht von einem Flusslauf sprechen, da dieser von tausenden Goldwaschanlagen in kleinste Rinnsale getrennt wird. Diese sollen moeglichst viel vom kostbaren Rohstoff herausholen. Dabei wird auch nicht vor der Anwendung von Zyanid und Quecksilber zur Bindung oder zum Fangen des Goldes zurueckgeschreckt. Diese verschmutzen dann die Fluesse und sorgen fuer ein [un]gesundes Leben! […]

Viele Menschen, vor allem die Maenner, die hier arbeiteten, kamen bei Grubenunfaellen ums Leben oder verliessen diese nicht schnell genug waehrend einer Sprengung. Deshalb gibt es im Ort viele Verstuemmelte und Krueppel. Ein schon krasser Eindruck einer anderen Welt. Und fuer mich gibt es nur noch Recyclegold…

Der letzte Satz ist wohl der wichtigste – darauf achten, dass man „sauberes“ Gold verwendet.


Die zehn schmutzigsten Orte der Welt

17. September 2007

Das Blacksmith Institute hat gemeinsam mit dem Green Cross Schweiz eine Liste der zehn schmutzigsten Orte der Welt veröffentlicht (PDF, 1MB, engl.). Dabei wurde das Ausmass und die Giftigkeit der Verschmutzung, sowie die Anzahl der gefährdeten Menschen berücksichtigt. Sieben von zehn Orten liegen in Asien, sowie jeweils einer in Europa (Tschernobyl, Ukraine), Afrika (Kabwe in Sambia) und Südamerika (La Oroya in Peru).

  • Tschernobyl ist bekanntermaßen durch den Atomunfalls 1986 radioaktiv verseucht. Einige Millionen Menschen wurden gesundheitlich oder materiell geschädigt.
  • In Kabwe, der zweitgrößten Stadt Sambias, wurde bis 1994 Blei abgebaut. Eine viertel Million Menschen sind von Blei und Cadmium geschädigt.
  • Auch in La Orya in Peru wurden und werden immer noch Schwermetalle abgebaut und verarbeitet. 35.000 Menschen und die Umwelt sind mit Blei, Kupfer, Zink und Schwefel belastet.

In Asien sind jeweils zwei der zehn schmutzigsten Orte der Welt in China, Indien und Russland, einer ist in Aserbaidschan.

  • Vor der Küste bei Sumqayıt, der größten Industriestadt in Aserbaidschan, liegen große Erdölvorkommen. Aber nicht nur die Petrochemie, vor allem die Chlorproduktion mit Quecksilber macht das Leben in Sumqayıt so gefährlich. Die Weltbank hat inzwischen ein Projekt gestartet um die Gegend um ein Chlorwerk von 1.500 Tonnen Quecksilber zu reinigen.
  • In der 3-Millionen-Stadt Linfen in China verschmutzen zahlreiche Kohlekraftwerke, metallverarbeitende Betriebe, andere Industrieanlagen und PKW Luft und Wasser.
  • Tianying ist das Zentrum der Bleiproduktion in China. Mangelhafte Technik und illegale Methoden verschmutzen die Umwelt und gefährden 140.000 Menschen.
  • In Sukinda in Indien sind 2,6 Millionen Menschen von den Folgen des Chrom-Abbaus und der Chrom-Verarbeitung bedroht.
  • In Vapi in Indien sind es wiederum Chemiewerke, die die Umwelt verschmutzen. Unter anderem setzen Chlorwerke große Mengen Quecksilber frei. Der Quecksilbergehalt im Grundwasser liegt 100 Mal über dem Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation. Die 70.000 Bewohner haben dennoch keine Wahl als dieses Wasser ungereinigt zu trinken. Sie leiden unter Krebs, Hautkrankheiten, Früh- oder Totgeburte oder Missbildungen.
  • In Dserschinsk wurden zu Sowjetzeiten Chemiewaffen gebaut. Noch immer ist es ein bedeutender russischer Chemiestandort. Im Grundwasser sind erhebliche Mengen Arsen, Quecksilber, Blei und Dioxine. Die Lebenserwartung von 300.000 Menschen liegt bei nur 40-50 Jahren.
  • In Norilsk in Russland sind 134.000 Menschen vom Nickel-Abbau betroffen, der noch immer andauert.

Eine Karte mit den Orten findet sich bei Google Maps. Die erweiterte Liste enthält 30 Orte, wiederum zumeist in Asien. Vier dieser Orte sind vor allem mit Quecksilber belastet:

  • Der Matanza-Riauchuelo ist der dreckigste Fluss in Argentinien. Mehr als 3500 Industrieanlagen leiten organische Abfälle, Blei, Quecksilber, Chrom und anderes Gift in ihn. 4,5 Millionen Menschen sind dadurch gefährdet.
  • Wanshan gilt als die chinesische „Quecksilberhauptstadt“. 13 große Minen verschmutzten bis 2001 Luft, Wasser und Böden. Die Menschen leiden unter einem generell schwachem Immunsystem was sich an hohen Krankheitsraten zeigt: Krebs Tuberkulose, Malaria, Hautkrankheiten, Verdauungsstörungen und Gewichtsverlust bei 100.000 Menschen sind die Folge.
  • In Huancavelica (Peru) wurde 150 Jahre lang Quecksilber abgebaut. Die Lebenserwartung liegt bei nur 56 Jahren – in der Nachbarstadt sind es 78.
  • In Bratsk (Russland) hat seit den 70er Jahren ein Chlorwerk jeden Monat 2,5 Tonnen Quecksilber in den Angara-Fluss eingeleitet. 2,8 Millionen Menschen sind betroffen. Die Lebenserwartung liegt bei 44 Jahren.