Zu blass! Zu dunkel!

14. Juli 2008

Schönheit ist ein Ideal, das ist nicht erst in unserem Zeitalter so. Was „schön“ ist, ist von Jahrzehnt zu Jahrzehnt und zwischen den Kulturkreisen jedoch sehr unterschiedlich. So gibt es bei uns Sonnenstudios zum bräunen, in Asien dagegen Bleichcreme für die Haut. Darüber schreibt Die Presse aus Wien:

In China soll die Haut „PiFu“ sein, „weiß wie Schnee“. So wird gebleicht, was die Tiegel hergeben, jede zweite Frau in Hongkong hellt ihre Haut, 2002 füllten sich die Kliniken, weil das giftige Quecksilber besonders gut bleicht und viele Hersteller zu viel in die Tiegel warfen. Darüber kann man doch nur den Kopf schütteln! Man weiß ja spätestens seit „Alice im Wunderland“, dass Quecksilber gefährlich ist: „Mad Hatter“, der Hutmacher, ist, wie viele andere seiner Zunft, vom Quecksilber verrückt geworden!

Derartige Giftcremes, mit bis zu 5 Prozent Quecksilber, gelangen auch auf den europäischen Markt. Die wenigsten werden bei Kontrollen gefunden und aus dem Verkehr gezogen.


Quecksilber in Kosmetik

12. Februar 2008

Über das RASFF habe ich schon mehrfach berichtet, ein EU-weites Schnellwarnsystem für Futter und Lebensmittel. Jede Woche werden in der EU bei Grenz- oder Marktkontrollen Fische mit erhöhtem Quecksilbergehalt gefunden. Das Schnellwarnsystem soll verhindern, dass die Waren einfach ins nächste Land gebracht wird. Ein solches System gibt es auch für Nicht-Lebensmittel, hier heißt es RAPEX (Suchbegriff: mercury). Quecksilber kommt gelegentlich in exotischen Hautcremes vor. Einige Beispiele:

  • 42 Gramm Quecksilber pro Kilogramm in Anti-Sommersprossen-Creme aus den USA (gefunden in der 29. Woche 2007 in Dänemark)
  • 6,6 und 7,1 g Hg/kg in Gesichtscreme unbekannter Herkunft (Deutschland, 48/206)
  • 5,0% Quecksilber in einer Haut-Aufheller-Creme aus den USA (Deutschland 31/2006)
  • „stark positiver“ Befund auf Quecksilber in Anti-Sommersprossen-Creme aus dem Libanon (Frankreich 24/2006)

Hautcremes werden nicht einmalig angewandt, sondern oft täglich. Es bestehe die „Gefahr einer chronischen Quecksilbervergiftung, wenn das Produkt über eine längere Zeit benutzt wird.“ Diese Cremes wurden alle vom Markt genommen. Es sind wohl eher Einzelfälle, von exotischen Artikeln unbekannter Hersteller (wer verwendet hierzulande schon Aufheller?). Andererseits werden die allermeisten Pflegeprodukte nicht getestet – und extrem hohe Gehälter von Quecksilber und anderen Giftstoffen bleiben unentdeckt. Zudem gibt es viele gesundheitsgefährdende Stoffe in Kosmetik, die (noch) nicht verboten sind.


Thiomersal – umstrittenes Desinfektionsmittel

2. Oktober 2007

Thiomersal wird seit den 1930er Jahren als Desinfektionsmitteln in flüssigen Impfstoffen, Tätowierfarbe, Augentropfen etc. genutzt. Es besteht zur Hälfte aus Quecksilber, weswegen Impfgegner den Stoff seit langem kritisieren. Die Europäische Arzneimittelagentur EMEA hat 1999 empfohlen, aus Gründen der Vorsorge auf das Mittel zu verzichten. Die Empfehlung wurde 2000 noch einmal bekräftigt. Zwar gebe es keinen eindeutigen Beleg für die Gefährlichkeit, aber das Riskio sei im Vergleich zum Nutzen zu hoch. In Deutschland wurde sie zügig umgesetzt. In den USA wird Thiomersal weiterhin verwendet und ist dort stark umstritten.


Asche, Gold, Quecksilber

4. September 2007

Krematoriums-Angestellte scheinen wenig Trinkgeld zu bekommen. Von wem auch? Ihre unmittelbare „Kundschaft“ hat wenig zu vergeben. Wer tot ist kann nicht mehr bestohlen werden, dachten sich drei Krematoriums-Angestellte in Augsburg und haben nach der Einäscherung übrig gebliebene Goldzähne eingesammelt und verkauft. Strafbar ist das nicht, entschied das Amtsgericht, ihren Job verloren haben die drei trotzdem. Schließlich verkauft die Stadt Augsburg selber die Herzschrittmacher, Prothesen und Hüftgelenke ihrer ehemaligen Bürger, die nach dem Tod verbrannt werden. Die großen „Ersatzteile“ werden vor der Verbrennung herausoperiert. Kleinzeug wie Zahnfüllungen und Schrauben (bei Knochenbrüchen) werden mit in den Ofen geschoben und später weggeschmissen – oder eben von den Mitarbeitern genommen. (Quelle: Süddeutsche)

Mich beschäftigt eine andere Zahnfüllung bei der Leichenverbrennung. Quecksilber (im Amalgam) verdampft bei der Verbrennung vollständig. Pro Leiche können das einige Gramm sein, in ganz Europa einige Tonnen im Jahr. Von 1000 Krematorien in der EU haben weniger als 50 einen speziellen Filter, das meiste gelangt ungehindert in die Umwelt. In Deutschland gibt es keinen Grenzwert für Quecksilber bei der Leichenverbrennung, anders als beispielsweise in der Schweiz oder Großbritannien.

Aber auch Goldzähne sind nicht unproblematisch in Sachen Quecksilber. Gold wird in China, Brasilien und anderen Ländern noch in Flüssen per Hand gewaschen – mithilfe von Quecksilber. Das Quecksilber wird über den Goldsand geschüttet und vermengt sich sofort zu einem Amalgam. Vieles geht auch daneben, vergiftet den Fluss und landet im Meer. Das Amalgam wird dann mit primitivsten Mitteln erhitzt, so dass das Quecksilber verdampft und nur Gold übrig bleibt. Die Goldsucher atmen die Dämpfe ein, aber der Großteil verteilt sich natürlich in der Umgebung und hat drastische Folgen für die lokale Umwelt. Später landet es im Meer und vergiftet die Fische, bzw. die Menschen die Fisch essen.


Haarentfernung

17. August 2007

In der Märkischen Allgemeine steht ein Bericht über Waxing-Studios, die Haare an allen erdenklichen Stellen des Körpers mit Wachs entfernen. Autsch – es geht aber auch noch schlimmer:

Schon die letzte ägyptische Pharaonin Kleopatra ließ sich vor über 2000 Jahren mit spitzen Muscheln die Schamhaare einzeln herausrupfen, die Römer entfernten störende Körperbehaarung mit Harz und Ziegengalle. Im Mittelalter kamen noch härtere Mittel zum Einsatz: Ätzkalk, Blutegel und Quecksilber.


Weiß durch Gift – Quecksilber in Kosmetik

1. August 2007

Im Norden bräunt man sich im Solarium oder am Strand und riskiert durch die UV-Strahlung einen Hautkrebs und frühe Falten. Im Süden cremt man sich mit Quecksilber ein, um blass zu werden. Radio Vatikan berichtet über quecksilberhaltige Kosmetik, die die Haut aufhellt. Ich kenne es nur aus Asien, weiß aber nicht, ob es dort auch Quecksilber enthält. Wahrscheinlich schon. Das Ergebnis hat meist einen Grünstich und da viele Leute nur das Gesicht eincremen, bleiben Hals und Dekolleté dunkler, was sehr seltsam aussieht.

Giftige Kosmetika, aus Europa importiert – und als Wundermittel angepriesen, um die Haut weiß zu färben. So was gibt es in der Demokratischen Republik Kongo. Die italienische Ärztin Chiara Castellani, die dort seit anderthalb Jahrzehnten arbeitet, kämpft mit einer Kampagne namens „Black is beautiful” gegen den Giftmüll für auf die Haut.

„Europäische Fabrikanten lenken Quecksilber-Seife, die in Europa verboten ist, nach Afrika um, das immer noch als der Mülleimer der Welt angesehen wird. Jede Seife besteht aus zwei oder drei Prozent Quecksilber – und wie giftig Quecksilber ist, hat sich schon vor etwa zwanzig Jahren in Japan gezeigt, als es wegen chronischer Quecksilber-Vergiftungen während Schwangerschaften zu einer Epidemie von neurologischen Schäden und Missbildungen kam. Und hier habe ich auf einmal mit schwangeren Frauen zu tun, die Quecksilber-Seife benutzen!

Richtiggehend kriminell ist es, dass man für ein in Europa verbotenes Produkt mehr oder weniger verhüllt Werbung mit dem Eindruck treibt, dass es die Haut aufhellt. Da will jemand noch mal mit Marketing-Methoden die angebliche Überlegenheit der weißen Rasse aus der Schublade holen! Hier im Kongo fallen auch junge Leute, die studiert haben, auf diese Propaganda herein. In Kinshasa sieht man überall große Werbeplakate, darauf eine wunderschöne Frau mit heller Haut – das ist Propaganda, von der wir glaubten, die gehöre einer Vergangenheit aus Rassismus und Kolonialismus an.” (rv)


Farbverwirrung

23. Juli 2007

A bis Z Listen sind immer so eine Sache. Entweder fehlt ein Eintrag fürs A oder fürs Z. Und wenn beide da sind, dann doch wenigstens ein vernünftiges Stichwort für Q oder Y oder einen anderen anderen Buchstaben, der bei Scrabble ganz viele Punkte bring. Der Augsburger Allgemeinen ist für ihr Sommer A-Z für Q auch nichts vernünftiges eingefallen:

Q wie Quecksilber: Ein Blick auf das blaue Quecksilber im Thermometer sagt gerade: Vorsicht! Der Sommer ist so heiß wie noch nie.

Blau ist kein Quecksilber. Und das ist gut so! Reines Quecksilber ist (man könnte es ahnen) silber-metallisch. Mit Schwefel verbunden, wie es in der Natur als Zinnober vorkommt (HgS), ist es (na?) Zinnober-Rot und wird als solches zum Beispiel als Tätowierfarbe verwendet.

Das Stichwort für Y ist übrigens „Yeeehaw“ …